Hommage an eine Unbekannte Künsterlin
Mixed Media
collage of fabric 2017
39x39
Es handelt sich bei dieser Arbeit um eine Hommage an eine (mir) unbekannte Künstlerin. Die Figur meines Bildes ist Opfer ihrer äußerlichen Weiblichkeit. Die von den Symbolen ihrer Feminität überdeckten Buchseiten zeigen nur schwer lesbar die Namen Virginia Woolf und Schopenhauer. Der Titel dient als Querverweis auf den Essay von Virginia Woolf A Room of One’s Own (Ein Zimmer für sich allein) aus dem Jahr 1929, welcher zu einem der meistzitierten Texte der Frauenbewegung wurde. Bis in die Gegenwart ist das Selbstverständnis der Frauen, ihr berechtigter Anspruch auf Selbstbestimmtheit und Raum (physisch, seelisch, zeitlich und finanzieller Natur) keine gesetzte und weltweit anerkannte Seins Voraussetzung weiblicher Menschen. Frauen haben sich zu beugen: dem Schönheitsideal, dem Jugendwahn, als Mütter den Voraussetzungen des Arbeitsmarktes, ihren anerzogenen Rollen als Püppchen mit glattrasierten Beinchen. Schopenhauer vertrat in seinem 1819 erschienenen Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung" die Auffassung, dass die Welt vor allem Wille sei, den er als "blinden ziellosen Drang zu leben" beschrieb. Schopenhauer wurde von großen männlichen Denkern, unter anderem von Friedrich Nietzsche, Richard Wagner, Albert Einstein, Thomas Mann, Kurt Tucholsky und Wilhelm Busch für seine Philosophie verehrt, womöglich auch für sein extrem negatives Frauenbild, aus dem er kein Geheimnis machte. Er sprach dem weiblichen Geschlecht jegliche Fähigkeit zur Beschäftigung mit den geistigen Dingen des Lebens ab: "Mit mehr Fug, als das schöne, könnte man das weibliche Geschlecht das unästhetische nennen. Weder für Musik, noch Poesie, noch bildende Künste haben sie wirklich und wahrhaftig Sinn und Empfänglichkeit", schrieb er in einem Aufsatz. Frauen wurde im westlichen Kulturkreis dieser Zeit allem voran als unentgeltliche Arbeitskräfte im häuslichen Rahmen verstanden und unterdrückt. Dieses Verständnis bildet unter anderem das geistige Sediment unseres gegenwärtigen Frauenbildes. Die Bedingungen für die Existenzweise des Seins sind Unabhängigkeit, Freiheit und das Vorhandensein kritischer Vernunft. Ihr wesentlichstes Merkmal ist die Aktivität, nicht im Sinne von Geschäftigkeit, sondern im Sinne eines inneren Tätigseins, dem produktiven Gebrauch der menschlichen Kräfte. Tätigsein heißt, seinen Anlagen, seinen Talenten, dem Reichtum menschlicher Gaben Ausdruck zu verleihen, mit denen jeder – wenn auch in verschiedenem Maß – ausgestattet ist. Es bedeutet, sich selbst zu erneuern, zu wachsen, sich zu verströmen, zu lieben, das Gefängnis des eigenen isolierten Ichs zu transzendieren, sich zu interessieren, zu lauschen, zu geben. Keine dieser Erfahrungen ist jedoch vollständig in Worten wiederzugeben. ― (1976a: Haben oder Sein. Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft, in: Erich-Fromm-Gesamtausgabe (GA) Band II, S. 333.)